Die Familie Alexander (Vater Ian und die drei Söhne Craig, Russell und Dean) besitzt die Schafsfarm, auf der die Dreharbeiten stattfanden. Die Schafsfarm ist die einzige in der Umgebung. Sie ist mit 1250 acre oder ca. 500 ha recht groß. Die Produktionsfirma New Line Cinema und Peter Jackson entdeckten sie im September 1998 als den idealen Drehort für Hobbingen.
Die folgende Geschichte über den ersten Besuch bei der Familie wird immer wieder gerne erzählt und könnte – so weit ich die Neuseeländer kennengelernt habe – tatsächlich stimmen: Man klingelte und wollte mit der Familie über den Dreh sprechen. Im Fernsehen wurde gerade ein Rugby-Spiel übertragen, dass für die Familie wichtiger war. So bat der Vater die Besucher wieder zu kommen, wenn das Spiel vorbei ist. Das taten sie dann auch! Es gibt halt auch Wichtigeres im Leben als Herr der Ringe!
New Line Cinema hat dann mit der Familie den Vertrag ausgehandelt. Mit dem Bau des Sets wurde im März 1999 begonnen. Die Filmarbeiten begannen im Dezember 1999 und dauerten 3 Monate. Während dieser Zeit, dem neuseeländischen Sommer, war es z.T. sehr heiß. Es war ein trockener Sommer.
Die Söhne waren häufig am Set und schauten bei den Dreharbeiten zu. Unser Guide erzählte vom Dreh der Party-Szene, in der der „Feuerwerks-Drache“ am Himmel erscheint, dann über die Partygäste hinwegbraust und diese kreischend über die Bänke und Tische stolpern. Die Farmers-Söhne schauten bei dem Dreh zu, der ein paar Mal wiederholt werden musste, und wunderten sich, was um alles in der Welt denn geschah, dass sich die „Hobbits“ derart seltsam benahmen. Der Drachen war ja nicht zu sehen und die Farmers-Söhne wussten nichts von ihm. Das muss schon lustig ausgesehen haben. Als sie den Film später sahen, war natürlich alles klar.
Peter Jackson verstand sich offensichtlich gut mit der Familie Alexander. Einmal war die Familie am Set und schaute zu. Als Peter Jackson sie sah, hat er sie zu sich geholt. So konnten sie den Dreh hautnah miterleben. Einer der Söhne steht noch heute in Kontakt zu Peter Jackson.
Und auch New Line Cinema war begeistert, wie unkompliziert die Zusammenarbeit mit der Familie funktionierte. Ein neuer Car Park, der nötig wurde, weil zu wenig Platz für die vielen Trucks vorhanden war, war kein Problem. Auch dem Dreh in einem Waldstück, das nicht im Vertrag enthalten war, wurde ohne Zögern und große Nachverhandlung zugestimmt. Darin wurde die Ankunftsszene von Gandalf in Hobbingen gedreht – dort, wo ihn Frodo empfängt.
Ebenso unkompliziert war die Zusammenarbeit mit den örtlichen Behörden, die New Line Cinema keine bürokratischen Steine in den Weg legten. Unser Guide sagte, die Behörden hätten sinngemäß gesagt: „… solange ihr (New Line Cinema) es so macht, dass die Familie Alexander einverstanden ist, sind auch wir einverstanden …“. Da war New Line Cinema baff!
Dieser „kiwi-style“ war für den Neuseeländer Peter Jackson wohl ein wesentlicher Grund, darauf zu bestehen, den Dreh in Neuseeland zu machen.
Warum etwas vom Set übrig blieb: Nach dem Dreh wurde vertragsgemäß begonnen, alles wieder in den ursprünglichen Zustand zu versetzen. Nach dem trockenen Sommer kam der Regen. Dieser war so stark, dass die Straßen für die schweren Trucks und Baufahrzeuge nicht mehr nutzbar war. Die Arbeiten mussten unterbrochen werden. Mr. Alexander sagte sinngemäß: „… kein Problem, ihr könnt den Rest ruhig im nächsten Sommer abbauen …“. Das wurde dankend angenommen. Nun hatte sich offensichtlich rumgesprochen, was dort auf der Farm geschehen war. So kamen immer wieder Leute, die die Reste des Sets sehen wollten, zu den Alexanders. Es waren so viele, dass die Alexanders auf die Idee kamen, geführte Touren anzubieten – sie konnten und wollten die Leute ja nicht so auf ihre Farm lassen.
Dazu mussten sie natürlich mit New Line Cinema verhandeln. Einerseits hatte die Produktionsfirma New Line Cinema den Teil der Farm gekauft, auf der der Dreh stattfand (dieser Teil gehört also nach wie vor New Line Cinema). Andererseits sollten natürlich die restlichen Dinge vom Set erhalten bleiben, da das natürlich die Tour interessanter machte. Das widersprach aber dem Vertrag. So begannen die Verhandlungen, die erst Ende 2002 zu einem positiven Ende kamen. Ich vermute, dass New Line Cinema auch mit den Tolkien-Vertretern verhandeln musste. Ich las im Hdr-Film-Forum, dass diese darauf bestanden, dass keinerlei Reste stehen bleiben durften. Es sollten wohl keine Wallfahrtsstätten entstehen. Wie dieser Widerspruch aufgelöst wurde, weiß ich nicht.
In jedem Fall sind seit Dezember 2002 Touren möglich. Diese werden von der Familie organisiert. An den Touren verdient New Line Cinema nichts – das Geld geht an die Familie. Das ist sehr außergewöhnlich, hängt aber sicher mit dem oben beschriebenen „kiwi-style“ zusammen.
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